10.2.2022
E
lektromobilität in Deutschland – das Ladenetz
Redaktion ener.do
10.2.2022

In Zeiten des Klimawandels und einer unsicheren Zukunft geraten die Nutzung ökologischer Energie und alternativer Technologien immer stärker in den Fokus. In den Städten nutzen immer mehr Menschen für kurze und längere Fahrten E-Scooter und E-Bikes, und auch bei Autofahrern setzt sich der Trend zur E-Mobilität durch. Nach Angaben des Kraftfahrt-Bundesamts umfasst 2021 der Bestand an Pkw mit reinem Elektroantrieb über 365.000 Fahrzeuge (zum Vergleich: 2011 fuhren hierzulande lediglich 2.300 Elektroautos auf den Straßen).

Die Bundesregierung weiß diesen Trend zu nutzen und zu forcieren, und so sind im Laufe der vergangenen Monate zahlreiche attraktive Förderprogramme an den Start gebracht worden, die den Verbrauchern einen Wechsel von umweltschädlichen Verbrennern zu umweltfreundlichen E-Autos schmackhaft machen.

 

Die Kaufprämie als Motor der Elektromobilität

Mit der im Juli 2020 von der Bundesregierung aufgelegten Kaufprämie für Elektroautos fällt es Autofahrern umso leichter, sich von ihrem alten Fahrzeug mit umweltschädlichem Verbrennungsmotor zu verabschieden und sich dem umweltfreundlichen Elektroantrieb zuzuwenden. Wer sich für ein Elektroauto oder ein Hybridfahrzeug entscheidet, kann eine staatliche Förderung von bis zu 9.000 Euro in Anspruch nehmen. Förderanträge können direkt auf der Internetseite des Bundesamts für Ausfuhrkontrolle (BAFA) gestellt werden.

Bis vor Kurzem gab es mit dem Zuschuss 440 der Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) eine weitere attraktive Förderung. Mit dem Zuschuss unterstütze die Kreditbank die Installation einer Wallbox für den eigenen Stellplatz mit 900 Euro. Dabei galt die Förderung für jeden einzelnen Ladepunkt. Verfügt eine Wallbox über mehrere Ladepunkte, konnte der Zuschuss also auch mehrfach beantragt werden, bei zwei Ladepunkten einer Wallbox liegt die Förderung demnach bei 1.800 Euro. Der Fördertopf der KfW ist nun erst einmal ausgeschöpft, wir von ener.do gehen allerdings davon aus, dass unter der neuen Bundesregierung schon bald ein neues Förderprogramm aufgelegt werden wird. Wenn es soweit ist, werden Sie es selbstverständlich umgehend auf unserer Webseite erfahren. Bis dahin unterstützen wir Sie gerne bei der Wahl der für Ihre Bedürfnisse passenden Wallbox, der Installation sowie der Inbetriebnahme der Ladestation. Wenn Sie bereits einen Antrag bei der KfW gestellt haben und dieser auch schon bewilligt wurde, kommen Sie selbstverständlich auch jetzt noch in den Genuss des Zuschusses. In diesem Falle müssen Sie sich lediglich für die passende Wallbox entscheiden und den Einbau der Ladestation gegenüber der KfW nachweisen.

Übrigens: Mit dem Zuschuss 441 für Ladestationen in Unternehmen stellt die KfW eine ganz ähnliche Fördermöglichkeit zur Verfügung. Gefördert werden Ladestationen, die nicht öffentlich zugänglich sind und die zum Aufladen von Firmenwagen und Privatfahrzeugen von Beschäftigten genutzt werden. Auch für dieses Förderprogramm gilt: Pro Ladepunkt wird ein Zuschuss in Höhe von 900 Euro gezahlt.

Weitere Informationen zu den Fördermöglichkeiten und Konditionen für eine eigene Wallbox finden Sie hier.

Öffentliche Stromtankstellen

Ganz klar: Am günstigsten laden Sie den Akku Ihres Elektroautos an Ihrer eigenen Wallbox. Sollte dies allerdings mal nicht möglich sein, können Sie die öffentlich zugänglichen Ladesäulen nutzen.

Mit der Zunahme an E-Fahrzeugen im Straßenverkehr wird die Versorgung mit Stromtankstellen immer besser. So lassen sich mittlerweile nicht nur an Tankstellen und in Anwohnerstraßen Ladesäulen anfahren, auch auf Kundenparkplätzen und in Parkhäusern gibt es ausreichend Ladepunkte. In Berlin stehen Fahrern von Elektroautos mehr als 900 Standorte mit über 2.300 Ladepunkten unterschiedlicher Art zur Verfügung, auch in den übrigen Großstädten – und hier insbesondere in München und Hamburg – ist das Stromtankstellennetz super ausgestattet.

 

Wie funktioniert das Laden an öffentlichen Ladesäulen?

Das Laden an öffentlichen Säulen ist ganz einfach. Was allerdings beachtet werden muss: Ein Ladekabel sollte sicherheitshalber an Bord sein. Manche Ladesäulen verfügen zwar über ein kompatibles Kabel, ganz sicher sein kann man sich aber nicht.

Und so geht’s: Parken Sie Ihr Fahrzeug an der Ladesäule. Schnappen Sie sich das Kabel und stöpseln Sie Ihr Auto über den Stecker an die Ladesäule an. So schalten Sie die Ladesäule frei. Ihr Auto wird per Wechsel- oder Gleichstrom geladen. Die Ladedauer hängt von der Ladesäule, der Ladeleistung des E-Autos und des Ladekabels ab. Nach Abschluss des Ladevorgangs stöpseln Sie den Stecker von der Ladesäule und dann von Ihrem Auto ab und verstauen das Kabel im Fahrzeug.

 

Wie bezahle ich an öffentlichen Ladesäulen?

Während es früher nur möglich war, die Ladestationen des gewählten Betreibers zu nutzen, stehen den Fahrern von E-Autos seit der Ladesäulenverordnung, die 2017 verabschiedet wurde, alle Ladesäulen im öffentlichen Raum zur Verfügung. Die Zahlung erfolgt per Kredit- oder EC-Karte oder über die App des jeweiligen Anbieters, es kann aber auch per PayPal und oftmals sogar in bar bezahlt werden. Die Abbuchung erfolgt direkt via Smartphone-App oder aber am Monatsende über die Stromrechnung, wenn Sie eine Ladekarte nutzen.

 

Ist das Stromtanken an allen Ladesäulen gleich teuer?

Für das Laden an öffentlichen Stromtankstellen gibt es leider keine einheitliche Tarifregelung. Das hat zur Folge, dass die Preise stark variieren und bei den Nutzern für Verwirrung sorgen.

Die Abrechnung erfolgt unterschiedlich:

  • pro Kilowattstunde,
  • nach Ladezeit,
  • pauschal in Verbindung mit einer einheitlichen Grundgebühr oder
  • je angefangene 5 Minuten

Wer es eilig hat, kann die Schnellladestationen nutzen, die mit einer Ladeleistung von mehr als 22 Kilowatt arbeiten. Bitte beachten: Das Schnellladen ist oftmals deutlich teurer als das Laden am Normalladepunkt.

Es lohnt sich, sich mit den Tarif- und Bezahlmodalitäten eingehend zu befassen. Informieren Sie sich am besten auf den Webseiten der Anbieter über die aktuellen Kosten und Konditionen. Wer direkt mit einem Anbieter einen Vertrag schließt, lädt sein Auto in der Regel günstiger und vermeidet böse Überraschungen.

 

Kann ich mein E-Auto auch kostenfrei laden?

Tatsächlich ist das möglich. Viele Supermärkte, Möbelhäuser, Museen, Hotels und Restaurants bieten auf ihren Parkplätzen kostenlose Ladestationen für ihre Besucher an. In der Regel sind die Ladestationen jedoch an die Öffnungszeiten der Einrichtungen gebunden, so dass sie nicht jederzeit zur Verfügung stehen.

 

Wie viele Ladesäulenbetreiber gibt es in Deutschland?

In Deutschland gibt es mehr als 2.300 Ladesäulenbetreiber, darunter einige große Anbieter und sehr viele kleine. Die etwa 100 größten Anbieter – darunter viele Stadtwerke, aber auch Firmen wie IKEA oder Bosch – betreiben etwa zwei Drittel aller rund 45.000 Ladepunkte.

Der größte Ladepunkt-Betreiber ist der Energiekonzern EnBW, der an knapp 2.900 Ladesäulen (darunter mehr als 1.500 Schnellladesäulen) Elektroautos mit Strom versorgt. Der zweitgrößte Betreiber von Stromtankstellen ist die E.ON-Tochter Charge-On mit über 1.700 Ladepunkten, Nummer drei Allego mit über 1.600 Ladepunkten.

Grundsätzlich ist es möglich, an jeder öffentlichen Ladestation sein E-Auto zu laden. Voraussetzung ist jedoch häufig eine Ladekarte des Betreibers oder des Elektromobilitäts-Anbieters. Auch ein Smartphone zur Zahlungsabwicklung oder Bedienung der App ist meist vonnöten. Die Abbuchung erfolgt direkt oder über die Stromrechnung beim Anbieter am Ende des Monats. Auch Barzahlungen sind wie oben erwähnt mitunter möglich.

In Städten muss kein Fahrer eines Elektroautos Angst davor haben, liegen zu bleiben, die Ausstattung des Ladesäulennetzes kann sich sehen lassen. Aber wie sieht es mit den Lademöglichkeiten auf dem Land aus?

 

Das Ladesäulennetz im ländlichen Raum

Immer mehr Menschen möchten nachhaltig leben. Das gilt auch für Autofahrer, insbesondere solche, die naturnah auf dem Land leben, aber dennoch auf das Auto angewiesen sind, sei es aus beruflichen Gründen, für Fahrten zum Supermarkt oder weil die Kinder zur Schule und zum Sport gebracht werden müssen. Was für die Stadt gilt, gilt auch fürs Land: Auf der sicheren Seite ist man in jedem Fall mit einer eigenen Wallbox. Die Reichweite der Elektroautos ist mittlerweile so hoch, dass man die täglichen Wege locker meistert.

Aber wie ist es, wenn man sich als auswärtiger Fahrer eines Elektroautos im ländlichen Raum bewegt? Das Ladenetz für E-Fahrzeuge hat sich in den letzten Jahren nicht nur in Großstädten, sondern auch in kleineren Städten und ländlichen Gemeinden merklich verdichtet. So findet man auf dem Land ebenso wie in der Stadt auf Kundenparkplätzen und an Tankstellen Ladesäulen, die das Schnellladen des Akkus garantieren.

 

Mit dem Elektroauto durch Deutschland

Dies einmal vorweggeschickt: Am leichtesten lässt sich mit dem Elektroauto in Bayern Urlaub machen. Knapp 4.500 öffentliche Ladesäulen stehen Elektromobilisten in Bayern zur Verfügung. Hier sollte es also kein Problem sein, einen Platz an der (Schnell)-Ladesäule zu finden. Auch in Baden-Württemberg und Hamburg ist die Ausstattung mit Stromtankstellen hervorragend, hier kommen auf 100.000 Einwohner mehr als 60 Ladepunkte. In den übrigen Bundesländern liegt die Ausstattung bei 30 bis 60 Ladepunkten pro 100.000 Einwohner, Schlusslicht ist Mecklenburg-Vorpommern mit gerade mal 22 Ladestationen.

Bei der Benutzerfreundlichkeit ist leider noch Luft nach oben. Nicht überall wird gleich schnell geladen. Die meisten Stationen laden weiterhin mit 11-22 Kilowatt, die stärksten Säulen sind die Tesla-Supercharger mit einer Maximalleistung von 250 Kilowatt. Von diesen gibt es allerdings bislang nur wenige – und sie sind exklusiv für Tesla-Fahrer.

Wer eine deutsche Landpartie plant, ist gut beraten, sich vor der Reise mit Hilfe des eigenen Mobilitätsanbieters über die Lademöglichkeiten zu informieren. Auch die Ladesäulenregister der Bundesnetzagentur und des Bundesverbands der Energie- und Wasserwirtschaft versorgen Reisende mit allen Infos zu verfügbaren Ladestationen auf dem Land: Betreiber, Normal- oder Schnellladepunkt, Anzahl der Ladepunkte, Steckerart, AC/DC.

 

Ladesäulen an der Autobahn

Noch nicht perfekt, aber es wird: Die Bundesregierung hat im Februar 2021 ein Ausbau-Konzept für Stromtankstellen an deutschen Autobahnen beschlossen. Bis Ende 2023 sollen mit knapp zwei Milliarden Euro rund 1.000 Ladestationen an Autobahnen entstehen. Aktuell gibt es rund 400 Ladestationen auf Deutschlands Schnellstraßen. Es handelt sich in den allermeisten Fällen um Schnellladestationen, an denen der Akku des E-Autos innerhalb von fünf Minuten auf eine Reichweite von 100 km aufgeladen werden kann.

Auf Deutschlands Autobahnen liegt das Ladenetz fast vollständig in der Hand des Raststätten-Unternehmens Tank & Rast. In Zusammenarbeit mit dem Bundesministerium für Verkehr und digitale Infrastruktur hat das Unternehmen das größte zusammenhängende Schnellladenetz geschaffen. Tank & Rast arbeitet an allen Standorten mit den Anbietern EnBW, E.ON, MER und Ionity zusammen.

In der Sommerferienzeit waren die Ladepunkte von Tank & Rast sehr gut ausgelastet. Wenn sich der Trend zum E-Auto weiter fortsetzt, wird sicherlich ein Ausbau des Ladenetzes auf Deutschlands Autobahnen nötig sein, auch um Wartezeiten zu vermeiden.