23.2.2022
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it dem Elektroauto durch Europa
Redaktion ener.do
23.2.2022

Hierzulande kann sich die Ausstattung mit öffentlichen Ladesäulen mittlerweile sehen lassen, so dass auch Überlandfahrten mit dem E-Auto problemlos möglich sind. Aber nachdem wir Deutschland elektrisch bereist haben, wollen wir den Blick über Grenzen hinweg wagen. Wie sieht es eigentlich mit dem Ladesäulennetz im europäischen Ausland aus?

Dies vorweg: Die Europäische Kommission will im Rahmen ihres Klimapakets „Fit for 55“ die Mitgliedstaaten zu einem starken Ausbau ihrer Ladeinfrastruktur verpflichten. Bis Ende 2025 soll entlang der wichtigsten europäischen Schnellstraßen alle 60 Kilometer eine leistungsstarke Ladestation stehen. Laut einer Studie des European Alternative Fuels Observatory (EAFO) standen den Fahrern von Elektrofahrzeugen Ende des Jahres 2020 europaweit knapp 287.000 öffentliche Ladepunkte zur Verfügung. Die Studie ergab aber auch, dass sich 73 Prozent aller öffentlichen Ladepunkte auf gerade einmal fünf Länder verteilen. Spitzenreiter beim Ausbau des öffentlichen Ladenetzes sind die Niederlande, gefolgt von Frankreich, Deutschland, Großbritannien und Norwegen.

 

Planung ist alles

So gut die Länder mit Stromtankstellen ausgestattet sein mögen: Vor einer Urlaubsreise mit dem E-Auto lohnt es sich, ein wenig genauer hinzuschauen, um böse Überraschungen in der Fremde zu vermeiden. Denn auch wenn der Ausbau des Ladenetzes in Europa voranschreitet, gibt es doch deutliche Unterschiede zwischen den Ländern, und zwar nicht nur hinsichtlich der Ausstattung mit Stromtankstellen, auch die Preise schwanken massiv.

Zur guten Vorbereitung einer Auslandsreise mit dem E-Auto gehört das Herunterladen einer Lade-App und eines Routenplaners aufs Smartphone. So sind die Stromtankstellen auch im Ausland immer in Reichweite und Sie sparen sich unnötigen Stress mit der Suche nach der nächsten Ladesäule. Wer auch hierzulande gerne Überlandfahrten mit dem E-Auto unternimmt, hat natürlich ohnehin schon die passenden Apps zur Hand.

 

Ladesäulen im Ausland – ähnlich individuell wie bei uns

Ähnlich wie bei uns gibt es auch im Ausland keine einheitlichen Regeln bei den Tarifen, Preismodellen und Zahlungsmodalitäten. Auch die Steckertypen können unterschiedlich sein, was das Mitführen eines Adapters notwendig macht. Stromtanken im Ausland kann verwirrend sein, erst recht, wenn noch

die Sprachbarriere dazu kommt und nicht alle Hinweise auf den Ladesäulen verständlich sind.

Was schön ist: Das Laden im Ausland ist an den allermeisten Ladesäulen deutlich günstiger als hierzulande.

Weniger schön: Roaminggebühren lassen das Stromtanken schnell teuer werden. Ähnlich wie einst bei den Handy-Roaminggebühren bitten jetzt die Ladestationen-Betreiber ihre Kunden zur Kasse. Hier sollten Sie aufpassen, sonst fällt die Rechnung saftig aus.

Viele deutsche Energieversorger bieten ihren Kunden die Möglichkeit, ihr Auto auch im Ausland zum hiesigen Tarif zu laden. Ist Ihr Energieversorger weniger kulant, können Sie im Ausland besser ohne die Ladekarte Ihres Anbieters Strom tanken, entweder per App, per EC- oder Kreditkarte.

 

Unbedingt nutzen: Routenplaner für Elektroautos

Für jede Reise mit dem Elektrofahrzeug gilt: Nutzen Sie die zur Verfügung stehenden Karten- und Navigationssysteme. Bei Google Maps können Sie sich alle Ladepunkte anzeigen lassen. Auf der Webseite Going Electric sehen Sie nicht nur die geplante Strecke samt Ladepunkten, hier wird auch das Fahrzeugmodell und der Steckertyp des benutzten Fahrzeugs in die Routenplanung einbezogen.

 

Tesla-Fahrer haben es auch im Ausland gewohnt komfortabel

Tesla-Fahrer haben auch im europäischen Ausland das Glück, ihr Fahrzeug ganz unkompliziert und superschnell über die sogenannten SuperCharger mit Strom zu versorgen. Die Abrechnung erfolgt ebenso einfach zum Minutenpreis über das Tesla-Nutzerkonto.

 

Starke Unterschiede in Europa

Das Reisen mit dem Elektroauto ist nicht überall gleichermaßen komfortabel. Was innerhalb Deutschlands gilt, trifft umso mehr im europäischen Ausland zu. Manche Länder verfügen über ein sehr gut ausgestattetes Ladenetz, von dem wir nur träumen können, andere Länder stehen beim Ausbau des Ladenetzes noch am Anfang. In den Niederlanden, Österreich, Dänemark, Frankreich und in der Schweiz ist die Ausstattung mit Ladestationen hervorragend, in Italien, Spanien, Polen, Tschechien und insbesondere Kroatien müssen Elektroautofahrer ihre Reise sehr viel besser planen, um nicht ins Straucheln zu geraten.

Was den Ausbau des Ladenetzes in den europäischen Ländern anbelangt, variieren die Angaben stark. Auf den unterschiedlichen privat betriebenen Webseiten wie Going Electric und PlugShare weichen die Angaben stark gegenüber den landes- oder anbietereigenen Registern für Ladestationen ab.

 

Mit dem E-Auto ins Stromtankstellenparadies Holland

In den Niederlanden steht Reisenden ein schier grenzenloses Netz an Ladestationen zur Verfügung. An knapp 9.000 Ladepunkten (davon 2.400 Schnellladestationen) an mehr als 3.000 Standorten können Reisende ihre Elektroautos laden. Die Bezahlung erfolgt ganz unkompliziert per Ladekarte oder via App, EC- oder Kreditkarte.

 

Immer eine Reise wert, auch mit E-Antrieb: Österreich

Mit etwa 5.000 Ladepunkten – davon etwa 800 Schnellladestationen – lädt das Urlaubsland Österreich zum Reisen mit dem E-Auto ein. In Österreich finden Fahrer von Elektroautos etwa alle 30 km eine Ladesäule, alle 60 km gibt es entlang der Schnellstraßen eine Schnellladestation. Reisende finden die nächste Ladesäule am einfachsten mit dem E-Tankstellenfinder, der auch als App verfügbar ist. Der ADAC bietet seinen Kunden in Österreich das Stromtanken zum Inlandstarif an. Ansonsten gilt: Obacht bei den Roaming-Gebühren!

 

Schweiz: Der Berg ruft – auch Fahrer von Elektroautos!

Das Ladenetz der Schweiz ist super ausgestattet: 9.335 Ladepunkte an 2.746 Standorten stehen den Besitzern von Elektrofahrzeugen aktuell zur Verfügung.  Damit gibt es in der Schweiz ebenso viele Ladestationen wie Tankstellen. Reisende mit dem Elektroauto werden hier keine Probleme haben, eine passende Ladestation zu finden. Die Ladeleistung reicht von 3,7 kW (Langsamladen) bis zu 150 kW (Schnellladen). Hierbei gilt: Je schneller der Akku geladen wird, desto höher sind die Kosten.

Bei Reisen in die Schweiz bietet es sich wie fast überall an, vorab die notwendigen Apps aufs Handy zu laden.

 

Savoir-charger: Das Ladenetz in Frankreich

Knapp 29.000 Ladepunkte machen das Reisen mit dem Elektroantrieb hier zu einem Kinderspiel. Ganz wichtig: Der Strom ist in Frankreich deutlich günstiger als bei uns. Deswegen sollten Sie hier die Ladekarte wegstecken und lieber per App oder Karte zahlen. Fragen Sie vor der Reise nach, welche Roaminggebühren bei Ihrem Ladekarten-Anbieter anfallen.

 

Auf ans Meer mit E-Antrieb: Gute Ausstattung in Dänemark

Mit knapp 3.200 Ladepunkten an fast 900 Standorten ist das kleine Urlaubsland im Norden prima ausgestattet. In den großen Städten ist das Fahren mit Elektroautos ohnehin kein Problem, doch selbst auf den kleinen Inseln haben Sie vielerorts die Möglichkeit, Ihr Auto mit Strom zu versorgen. Vor der Abreise lohnt es sich, sich für eine Ladekarte bei einem der zwei meistvertretenen Anbieter E.ON DK und Clever zu entscheiden, da die Unternehmen untereinander kein Roaming anbieten.

 

Auf den guten Willen der Hotelbesitzer kommt`s an: Reisen nach Polen

Polen verfügt aktuell über knapp 2.000 Ladepunkte an mehr als 700 Standorten. In den Groß- und mittleren Städten ist die Versorgung mit Ladestationen recht ordentlich, schlecht sieht es hingegen in manchen Regionen fern der Städte aus, im Norden des Landes stehen sogar fast keine Ladestationen zur Verfügung. Entlang der Autobahnen und Schnellstraßen gibt es zunehmend Schnellladestationen, fernab der großen Straßen sind Reisende jedoch oftmals auf die Großzügigkeit der Tankstellen-, Restaurant- und Hotelbesitzer angewiesen. Für Reisen nach Polen mit dem E-Auto gilt: Planen Sie Ihre Route gut und informieren Sie sich bei Ihrem Ladekarten-Anbieter über die Konditionen vor Ort.

 

Tschechien: Planung ist das A und O

In Tschechien gibt es knapp 3.000 Ladepunkte an etwa 1.000 Stationen. Die Stromversorger bemühen sich sehr um einen Ausbau des Ladenetzes, fernab der Städte und großen Straßen reist es sich mit dem Elektroauto aktuell aber noch etwas beschwerlich. Hier – wie in vielen Urlaubsländern – gilt: Gute Planung ist das A und O einer Reise mit dem Elektroauto. Neben den Lademöglichkeiten sollten Sie sich auch darüber informieren, wie die Bezahlmodalitäten an Stromtankstellen sind.

 

Leider noch etwas holprig: Reisen nach Kroatien

So wundervoll das Land ist - das Reisen mit dem Elektroauto ist leider doch noch schwierig. Der Ausbau des Ladenetzes steckt noch in den Kinderschuhen, insbesondere Schnellladesäulen sind Mangelware. Nett für Reisende ist jedoch, dass bei Netzbetreiber elen das Laden kostenfrei und ohne vorherige Registrierung möglich ist und auch ansonsten der Akku preisgünstig geladen werden kann. Klar im Vorteil ist in Kroatien allerdings der Reisende, der seine Route vorher genau plant.

 

Spanien: Auf dem Land sieht es schlecht aus

Das öffentliche Ladenetz in Spanien ist noch sehr ausbaufähig. Mit gerade mal 5.000 Ladestationen im ganzen Land sieht es insbesondere mit Überlandfahrten schlecht aus. Auch im beliebten Urlaubsland Spanien sollte man Fahrten mit dem Elektroauto vorab gut planen.

 

Italien: Für Elektroautos noch kein Dolce Vita

Auch in Italien ist beim Ausbau des Ladenetzes noch Platz nach oben. Mit etwa 10.000 Ladestationen im Land – die meisten davon im Norden des Landes – sind Reisen mit dem Elektroauto noch holprig. Pläne zu einem massiven Ausbau des Ladenetzes stehen aber bereits: Bis Ende 2022 soll es 14.000 Schnellladestationen auf Italiens Schnellstraßen geben.

 

Mit mobilen Ladestationen stressfrei auf Reisen

Wer mit dem Elektroauto in Ländern mit schlecht ausgestattetem Stromtankstellennetz unterwegs ist, kann sich übrigens mit einer mobilen Ladestation (fast) unabhängig machen. Eine mobile Ladestation, beispielsweise ein Juice Booster, besteht aus einem hoch entwickelten Kabel, das sich ganz einfach im Auto verstauen lässt und das an fast jeder Steckdose mit bis zu 22 kW Leistung angeschlossen werden kann. Man muss bloß noch eine Steckdose finden.